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Olivier Darbellay - Zeitgenössische Musik für Horn

MGB 7997194

Olivier Darbellay - Zeitgenössische Musik für Horn
Jean-Luc Darbellay (*1946)
1.
Spectrum für Naturhorn solo
04'06"
2.
Espaces Magiques für Naturhorn und Klavier
12'27"
Francis Poulenc (1899-1963)
3.
Elegie für Horn und Klavier (1957)
08'39"
Heinz Holliger (*1939)
4.
Cynddaredd-Brenddwyd für Horn solo
06'47"
Induuchlen. Vier Lieder für Altus (mit Baritonlage) und Naturhorn in F und Es
5.
Brienzinium „Uf steinigem Boden“
04'58"
6.
„Zitronefalter“
03'14"
7.
„Induuchlen“
05'41"
8.
„Der Stäg“
04'38"
Jane Vignery (1913-1974)
Sonate für Horn und Klavier
9.
Allegro
07'32"
10.
Lento man non troppo
06'30"
11.
Allegro ben moderrato
03'09"

Olivier Darbellay, Horn und Naturhorn

Kai Wessel, Altus (5-8)
Cora Irsen, Klavier (9-11)
Milena Mateva, Klavier (2,3)


Eine Koproduktion mit Schweizer Radio DRS2

Zeitgenössische Musik für Horn
Auch Musikinstrumente sind dem Wandel unterworfen, in technischer wie in ästhetischer Hinsicht. Das Horn macht hier keine Ausnahme: Ganz zu Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Jagdhorn, das als Instrument aus Holz, Horn oder Metall bereits eine mehrtausendjährige Geschichte besass, als Kammermusik- und Orchesterinstrument in der europäischen Kunstmusik heimisch, zuerst ausschliesslich, um Jagdszenen zu illustrieren, dann sehr bald, um wie die anderen Instrumente abstraktere musikalische Ideen in Klang umzusetzen. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts und dem ersten des 19. war das Horn auch, begünstigt durch hervorragende Virtuosen wie den Böhmen Giovanni Punto (Jan Václav Stich), ein besonders beliebtes Soloinstrument mit Werken u. a. von Haydn, Mozart, Beethoven und Weber.
Die Erfindung des Ventilmechanismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts, der sich in Deutschland und vielen anderen Ländern innerhalb weniger Jahrzehnte durchsetzte, veränderte, im Zusammenhang mit einem Wandel des Publikumsgeschmacks, die Rolle des Horns grundlegend: Durch die bedeutend erweiterten technischen Möglichkeiten war das Horn nun zwar ein zentrales Instrument des romantischen Orchesters geworden, dem die Komponisten vor allem wunderbare lyrische Soli anvertrauten, fast gleichzeitig verschwand aber das Ventilhorn als Soloinstrument mit Orchesterbegleitung mehr oder weniger aus den Programmen. Das Naturhorn andererseits, mit seiner charakteristischen Klangmischung aus offen angeblasenen und handgestopften Tönen sowie unterschiedlicher Klangfarbe in jeder Tonart, wurde trotz prominenter Fürsprecher wie Carl Maria von Weber dem angeblichen Fortschritt geopfert. Der warme, in allen Oktaven und Tonarten ausgeglichene Klang des Ventilhorns galt nun als idealer Hornklang. Einzig in Frankreich wurde das Naturhorn bis Ende des 19. Jahrhunderts gespielt und gelehrt.
Eine Renaissance des Naturhorns konnten sich nur einige Visionäre wie der bedeutende französische Komponist Charles Koechlin (1867-1950) vorstellen, der bereits in den Jahren 1932-1942 etliche Werke für Trompe de chasse (die französische Bezeichnung für Jagdhorn) schrieb, in denen die Naturseptime und das sogenannte Alphorn-Fa, die charakteristischen „unreinen“ Naturtöne verwendet werden.
Während für das Ventilhorn nach 1945 ein substantieller Repertoirezuwachs zu verzeichnen ist (u.a. Britten, Messiaen, Ligeti) führte die Rückbesinnung auf das Naturhorn im Rahmen der Renaissance des authentischen Instrumentariums im Bereich der barocken und klassischen Literatur erst vereinzelt zu neuen Kompositionen. Etliche Werke für Solo-Naturhorn entstanden auf Anregung von Hermann Baumann als Pflichtstücke für den von ihm ins Leben gerufene Wettbewerb in Bad Harzburg.
Olivier Darbellay begrüsst daher die Erweiterung dieses Repertoires sehr: „Für mich als Interpret ist die Rolle des Naturhorns in der zeitgenössischen Musik besonders reizvoll; da ich mich bereits während des Studiums intensiv sowohl mit der aktuellen Literatur für das moderne Horn als auch mit dem barocken und klassischen Repertoire auf dem Naturhorn beschäftigt habe, ergibt sich so eine Art Synthese der vordergründig so verschiedenen Welten. Zudem fasziniert mich auch die instrumentaltechnische Herausforderung durch die Erweiterung der herkömmlichen Spieltechniken. In einer bereichernden Zusammenarbeit mit den Komponisten wurden die Möglichkeiten des Naturhorns ausgelotet, so dass die hier präsentierten Werke teilweise erweiterte und neuartige Anforderungen an die Stopftechnik oder auch hinsichtlich des gleichzeitigen Spielens und Singens stellen. Dem eigentlich so „natürlichen“ Instrument können auf diese Weise auch sehr verzerrte, somit geradezu künstlich anmutende Klänge entlockt werden.“